GERTRUD KÜNZLI
ZUGER SEEKREIDE-CHAMOIS
«Kristallin»
Tempera mit Ei und Leinöl
Die Seekreide zeigte sich der Künstlerin als
ein sehr zarter, geheimnisvoller Farbstoff. Im
nassen Zustand bleibt ihre Farbigkeit beinahe
unsichtbar. Erst beim langsamen Trocknen
kommt Farbe ans Licht, mit einer beinahe
samtenen Oberfläche. So war der Arbeitsprozess
ein «Farbe auftragen» mit langen Pausen.
Für Gertrud Künzli war es oft eine Überraschung, nach der Nacht die Bildfläche wieder zu sehen. Dann war da die Durchlässigkeit, eine Lasur, durch die untere Schichten sichtbar blieben und nicht mehr verschwanden.
Sie begann, mit grossen, bewegten Gesten zu
malen und zu forschen, ganz spielerisch. Als
Zweites kamen die schlichten geometrischen
Formen der Rhomben dazu, die einander mit
der Spitze im immer gleichen Verhältnis
berühren. So entstand das kristalline Bild,
eine Struktur, wie sie im mineralischen
Reich sein könnte, wenn sie ans Licht kommt.